Im Tralalobe Haus Wien Josefstadt finden seit Sommer 2019 alleinerziehende Mütter und ihre Kinder, alleinstehende Frauen, queere Asylwerbende, Familien sowie ehemals unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Nachbetreuung geschützten Wohnraum, Betreuung und Beratung.
Ziel ist es, so wie in vielen anderen Tralalobe Projekten auch, die Bewohner:Innen auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten bzw. sie auf dem Weg dahin professionell zu begleiten.
Im Jahr 2024 fanden insgesamt 84 Bewohner:innen, darunter 17 Buben und 13 Mädchen, aus insgesamt 19 Herkunftsländern unsere Unterstützung.
Das Tralalobe Haus Wien Josefstadt bietet mit 13 Wohnungen besonders vulnerablen Personen
EIN LEBENDIGES HAUS MIT VIELEN NATIONALITÄTEN
2024 haben wir einige Ukrainerinnen mit ihren Kindern aufgenommen. Sie wohnen gemeinsam mit Alleinerzieherinnen aus Bangladesch, einer Frau aus Tschetschenien und einer Frau aus Albanien in einer großen Wohngemeinschaft. Sieunterstützen sich gegenseitig und gehen sehr rücksichtsvoll miteinander um.
Ein ukrainisches Mädchen hat eine Lehre als Köchin begonnen. Beide Eltern sind bereits berufstätig. Diese Familie wird bald in der Lage sein, selbständig zu leben!
Eine junge Frau aus der Ukraine, die mit ihrer Mutter und vier Geschwistern hier wohnt, hat einen Jobim Theater in der Josefstadt bekommen. Applaus! Ein erster Schritt in die Selbständigkeit!
Asylwerber:innen dürfen ja nicht arbeiten, engagieren sich aber ehrenamtlich. So helfen zwei Bewohnerinnen in einem Pensionistenclub mit.
KINDER IM MITTELPUNKT
Unsere Psychologin Madlen Rohrerbietet einmal in der Woche eine Spielegruppe an, wo getollt und geturnt, gespielt und gebastelt, diskutiert und geredet wird. So können wir im spielerischen Rahmen sehen, wo es eventuell Bedarf gibt, mehr Unterstützung anzubieten. Auch unser traditioneller Ausflug nach Schönbrunn einmal im Jahr darf nicht fehlen. Da sind Alt und Jung gerne dabei.
JOHANNA SINGER
Leitung Haus Josefstadt
DEUTSCHKURS IM EHRENAMT
Hallo! Guten Morgen! Guten Tag! Grüß dich! Servus!
So begrüßen wir uns zweimal in der Woche, wenn wir uns zum Deutschlernen treffen. Wir das sind Raisa aus Bangladesh, Chrystyna und Polina aus der Ukraine, Fara aus Syrien, Tosin aus Nigeria und ich.
Yemaya aus Nigeria und Aminata aus dem Senegal sind zum ersten Mal im Kurs. Nach der Begrüßung lade ich die Frauen ein, sich vorzustellen. Das geht gut, denn Yemaya spricht Englisch und Aminata kann schon ein bisschen Deutsch. In anderen Fällen helfen aber auch Sprachübersetzungsprogramme, Mimik und Gestik beim Kommunizieren.
Nach der Vorstellungsrunde widmen wir uns einem Thema aus dem Alltag, wie zum Beispiel dem Einkaufen. Mit viel Fotomaterial, gezeichneten Bildgeschichten, gestaltendem Lesen und Rollenspielen wird der Grundwortschatz erlernt, einfache Sätze werden gebildet. Ziel ist, ein „Einkaufsgespräch“ zu führen.
Zum Schluss der Stunde frage ich Yemaya, was „Auf Wiedersehen“ auf„ Igbo“ heißt. Als sie mir den Begriff nennt, versuche ich es nachzusprechen. Da geht ein Leuchten über ihr Gesicht, sie lacht, und ich merke, wie schwierig es ist, auch nur ein einziges Wort in ihrer Sprache zu erlernen.
Seit kurzem in Pension, wollte ich etwas Sinnvolles tun, das mir auch Spaß macht. Als ehemalige Volksschullehrerin habe ich Kinder auf dem Weg zum Erwerb der deutschen Sprache begleitet. Mit Erwachsenen zu arbeiten war nun eine neue Herausforderung für mich.
Es ist für mich sehr schön zusehen, wie interessiert und motiviert die Frauen bei der Sache sind! Vor kurzem ist Fara nun mit ihrer Familie in eine neue Wohnung gezogen, Krystyna hat einen Platz in einem Deutschkurs der VHS bekommen. Polina hat eine Arbeit gefunden.
Ich freue mich sehr für die Frauen, aber ich tue dies auch mit einemweinenden Auge, denn das bedeutet, dass sie nicht mehr in meinen Kurs kommen und ich weiß jetzt schon, dass sie mir fehlen werden.
ALEXANDRA RIAHI
Volksschullehrerin in Pension
Tralalobe Haus Wien Josefstadt
josefstadt@tralalobe.at
+43 (0) 664 530 28 30
Fotos Galerie: Tralalobe/Christine Miess
von li nach re: Johanna Singer, Leitung Haus Josefstadt, Ela Krausz-Wronski, Leitung Tralalobe Administration und Verwaltung, Madlen Rohrer (re) im Gespräch, Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin, Alexandra Riahi (li) mit Bewohnerin, Volksschullehrerin in Pension/Ehrenamtliche, Eindrücke aus dem Haus sowie Christina Krenn, stv. Leitung Haus Josefstadt